Die spanische Regierung hat die Online-Plattform Airbnb offiziell aufgefordert, über 65.000 Inserate von Ferienwohnungen zu entfernen. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Vorstoßes, um auf die eskalierende Wohnungskrise im Land zu reagieren. Insbesondere in Großstädten und touristischen Hotspots steigen die Mieten rasant – und die Politik macht kurzfristige Vermietungen über Plattformen wie Airbnb mitverantwortlich.
Der Hintergrund der Entscheidung
Das spanische Verbraucherschutzministerium hat eine formelle Anordnung an Airbnb erlassen. Demnach müssen alle nicht registrierten Inserate, die gegen die Vorschriften der Regionen verstoßen, unverzüglich gelöscht werden. Betroffen sind insbesondere Regionen wie Katalonien, Andalusien, die Balearen, Valencia und Madrid – allesamt stark vom Tourismus geprägt und mit angespannter Wohnraumsituation.
Laut Behörden handelt es sich bei den betreffenden Inseraten um illegale Unterkünfte, die ohne Genehmigung betrieben werden. Dadurch wird die Mietmarktsituation verschärft, Steuerzahlungen werden umgangen und die Zweckentfremdung von Wohnraum für touristische Zwecke nimmt überhand.
Ursachen: Eine wachsende Wohnungsnot
In den letzten fünf Jahren haben sich die Mietpreise in beliebten Städten wie Barcelona, Madrid, Sevilla und Palma de Mallorca teils um über 40 % erhöht. Gleichzeitig hat die Zahl der über Airbnb angebotenen Ferienunterkünfte stark zugenommen. In einigen Stadtteilen von Barcelona und Palma sind mittlerweile bis zu 30 % des Wohnraums dem regulären Mietmarkt entzogen und ausschließlich touristisch genutzt.
Gerade für junge Menschen, Studenten und Geringverdiener wird es zunehmend unmöglich, bezahlbare Wohnungen zu finden. Die spanische Regierung will diesen Trend nun durch konsequente Regulierung umkehren.
Verbraucherschutzminister Alberto Garzón erklärte:
„Wir können nicht zulassen, dass internationale Plattformen unseren Wohnungsmarkt kontrollieren, ohne die Gesetze und Bedürfnisse unserer Bürger zu respektieren.“
Unterstützung der autonomen Regionen
Bereits jetzt haben viele autonome Regionen wie Katalonien, die Kanaren oder die Balearen eigene Regelungen zur touristischen Vermietung erlassen. In Barcelona etwa müssen alle Ferienwohnungen registriert werden – Verstöße werden mit hohen Geldbußen geahndet. In Palma de Mallorca ist die kurzfristige Vermietung in bestimmten Mehrfamilienhäusern sogar komplett untersagt.
Die aktuelle Anordnung der Zentralregierung stärkt diese regionalen Initiativen. Airbnb wird nun landesweit in die Pflicht genommen – bei Nichtbefolgung drohen Bußgelder, Gerichtsverfahren oder gar technische Sperrungen in Spanien.
Airbnb reagiert zurückhaltend
In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Airbnb enttäuscht über die Entscheidung, betonte aber gleichzeitig die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Das Unternehmen verwies darauf, dass viele Gastgeber auf die Einkünfte aus der Vermietung angewiesen seien – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Airbnb kündigte an, alle nicht rechtskonformen Inserate zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen. Bereits in der Vergangenheit habe man Maßnahmen ergriffen, wie etwa die Anzeige von Registrierungsnummern oder Filterfunktionen nach Genehmigungsstatus.
Mögliche Auswirkungen auf den Mietmarkt
Die Löschung von 65.000 Inseraten könnte tiefgreifende Auswirkungen auf den spanischen Wohnungsmarkt haben. Einerseits dürfte der Tourismus kurzfristig Einbußen erleiden – ebenso wie private Vermieter. Andererseits hoffen viele Experten, dass wieder mehr Wohnungen dem langfristigen Mietmarkt zur Verfügung stehen.
Gerade in überlasteten Städten wie Barcelona oder Madrid könnte das Angebot an regulären Mietwohnungen steigen, was sich langfristig stabilisierend auf die Mietpreise auswirken könnte.
Öffentliche Meinung gespalten
Die Reaktionen in der Bevölkerung sind geteilt. Während viele junge Leute, Studierende und sozial Schwächere die Maßnahme begrüßen, fürchten Gastgeber und Vertreter der Tourismusbranche um ihre Einnahmen.
In Städten wie Granada, Barcelona oder auf den Kanaren kam es bereits zu Protesten gegen die sogenannte „Touristifizierung“. Gleichzeitig warnen Hotel- und Ferienwohnungsbetreiber vor einem Verlust von Arbeitsplätzen in Reinigungsdiensten, Wartung, Transport und Gastronomie.
Spanien folgt internationalem Trend
Spanien steht mit dieser Entscheidung nicht allein. Auch in Städten wie Paris, Amsterdam, Berlin, New York und San Francisco wurden bereits Maßnahmen gegen unkontrollierte Kurzzeitvermietung ergriffen. Dazu gehören Begrenzungen der Miettage, Registrierungszwang und teils drakonische Bußgelder.
Die spanische Strategie passt somit in eine internationale Entwicklung, bei der die soziale Nachhaltigkeit des Tourismus wieder stärker in den Fokus rückt.
Wie geht es weiter?
Das spanische Verkehrs- und Wohnungsministerium plant derzeit eine Reform des Mietrechts. Vorgesehen ist unter anderem ein zentrales, digitales Register für Ferienwohnungen. Dieses soll es Plattformen wie Airbnb künftig nur noch erlauben, registrierte Objekte zu listen.
Zusätzlich ist eine automatisierte Kontrolle von Inseraten geplant – etwa durch den Abgleich von Registrierungsnummern und Echtzeitdatenbanken.
Spanien könnte damit zum Vorreiter in Europa für die digitale Regulierung von Ferienwohnungen werden.
Fazit
Spanien ordnet an: Airbnb muss 65.000 Inserate wegen Wohnungskrise löschen – ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Wohnraumknappheit und Mietpreisexplosionen in touristisch geprägten Regionen. Die Regierung zeigt klar: Wohnen ist ein soziales Grundrecht, das nicht dem freien Spiel des Marktes überlassen werden darf.
Auch wenn der Schritt für Teile der Wirtschaft schmerzhaft ist, sehen viele darin einen dringend notwendigen Kurswechsel zugunsten der Menschen, die in Spaniens Städten leben und bezahlbaren Wohnraum brauchen.