Im Jahr 2025 hat Israel ein neues Rekordniveau bei seinen Investitionen in europäische Immobilien erreicht. Laut aktuellen Schätzungen von JLL und CBRE belief sich das Gesamtvolumen israelischer Investitionen in den europäischen Immobilienmarkt auf 2,1 Milliarden Euro – der höchste je gemessene Wert. Diese Entwicklung zeigt nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern spiegelt auch eine strategische Neuausrichtung wider, Immobilien als verlässliche und langfristige Kapitalanlage zu nutzen.
Wirtschaftlicher und geopolitischer Kontext
Die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre – steigende Zinssätze, Währungsschwankungen und Instabilität im Nahen Osten – haben zu einer stärkeren Internationalisierung des israelischen Kapitals geführt. Institutionelle Anleger aus Israel, vor allem Pensionskassen, Versicherungen und große Bauträger, suchen vermehrt nach sicheren und rentablen Anlagen im Ausland. Europa gilt mit seinen regulierten Märkten, stabilen Mietrenditen und vielfältigen Sektoren als besonders attraktiv.
Wohin fließt das Kapital?
Niederlande: Fokus auf Hotelimmobilien
Der Hotelsektor war 2025 besonders dynamisch. In den Niederlanden erwarb die israelische Fattal Hotel Group gemeinsam mit Versicherungsgesellschaften wie Migdal, Menora Mivtachim und Phoenix ein Portfolio von 14 Hotels in den größten Städten des Landes für über 320 Millionen Euro. Für die Modernisierung der Objekte sind zusätzlich 45 Millionen Euro vorgesehen.
Deutschland: Mietwohnungen und Büros im Blick
In Deutschland investieren israelische Fonds verstärkt in Wohnimmobilien zur Vermietung sowie in hochwertige Bürogebäude – insbesondere in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Leipzig. Bereits in den ersten Monaten 2025 flossen über 180 Millionen Euro in Mietwohnungen.
Ein markantes Beispiel ist der Kauf eines Bürokomplexes im Frankfurter Stadtteil Gateway Gardens für 88 Millionen Euro – rund 30 % unter dem Vor-Corona-Wert. Analysten sprechen von einer „opportunistischen“ Transaktion zur Nutzung des Preisrückgangs.
Vereinigtes Königreich: London bleibt attraktiv
Trotz anhaltender Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit bleibt London ein Hauptziel israelischer Investoren. 2025 wurden dort rund 370 Millionen Euro investiert, vor allem in Premium-Mietwohnungen und Büroimmobilien. Besonders gefragt sind die Stadtteile Camden, Westminster und Southwark.
Logistik und E-Commerce: Lagerhallen im Fokus
Logistikimmobilien sind weiterhin ein strategischer Schwerpunkt. Der wachsende E-Commerce-Sektor führt zu einer konstant hohen Nachfrage nach modernen Verteilzentren. In diesem Segment wurden 2025 über 500 Millionen Euro investiert – mit Schwerpunkt auf Polen, Deutschland, Belgien und Tschechien.
So erwarb ein israelischer Fonds im April ein 42.000 m² großes Logistikzentrum bei Wrocław in Polen für 65 Millionen Euro, verbunden mit einem zehnjährigen Mietvertrag mit einem führenden Onlinehändler.
Osteuropa und Georgien: alternative Märkte gewinnen an Bedeutung
Neben Westeuropa rücken Georgien, Polen, Rumänien und Tschechien verstärkt in den Fokus. In der georgischen Küstenstadt Batumi erwarben israelische Investoren allein im ersten Quartal 2025 über 750 Immobilien, mit einem Gesamtvolumen von über 60 Millionen Euro – insbesondere Apartments und Aparthotels. Die Beweggründe reichen von hohen Mietrenditen (10–12 %) bis hin zum Wunsch nach Aufenthaltsrechten und Steueroptimierung.
Anlegerprofil und Strategie
Typisch für israelische Investoren ist ein langfristiger Anlagehorizont von 7 bis 10 Jahren. Häufig kommen SPV-Strukturen (Special Purpose Vehicles) zum Einsatz – mit Sitz in Zypern, Luxemburg oder den Niederlanden, um steuerliche Vorteile und regulatorische Konformität zu gewährleisten.
Die meisten Transaktionen werden von institutionellen Anlegern getätigt – darunter Pensionskassen, Versicherer und Family Offices –, die stabile Renditen von 5 bis 7 % pro Jahr anstreben.
Beliebteste Immobiliensegmente
Sektor | Anteil an Gesamtinvestitionen | Durchschnittsrendite |
---|---|---|
Hotels und Aparthotels | 40 % | 7–10 % |
Logistik | 24 % | 6–7 % |
Mietwohnungsbau (PRS) | 17 % | 5–6 % |
Büroimmobilien | 13 % | ca. 5 % |
Alternative Anlagen | 6 % | 6–8 % |
Wichtige Transaktionen im Jahr 2025
- Hotelportfolio in den Niederlanden: Erwerb durch Fattal Group für 320 Mio. €, mit 45 Mio. € für Renovierung.
- Bürogebäude in Frankfurt: Kauf für 88 Mio. € zu einem reduzierten Preis.
- Wohnungsportfolio in Berlin: Phoenix Insurance investierte mit Blackstone 110 Mio. € in Mietwohnungen.
- Logistikzentrum in Polen: Finanzierung eines Distributionszentrums nahe Warschau für 65 Mio. €.
Stimmen von Experten
Nadav Ben Avraham, Direktor für globale Immobilieninvestitionen bei JLL Israel:
„2025 agieren israelische Investoren mit System, Weitblick und Kapitalstärke. Europa bietet eine ideale Kombination aus Rendite und Sicherheit.“
Marian Brandt, Analystin bei Colliers Europe:
„Israelische Fonds zählen zu den dynamischsten Akteuren auf dem Markt, insbesondere in Logistik und Hotellerie. Ihre Entscheidungsfreude und Partnerschaftsbereitschaft machen sie zu gefragten Investoren.“
Ausblick für 2026
Die Prognosen bleiben optimistisch: Laut EREA könnten die israelischen Investitionen in Europa bis Ende 2026 auf 2,4 bis 2,5 Milliarden Euro steigen. Mögliche Wachstumstreiber:
- Zinssenkungen in der Eurozone
- Expansion nach Skandinavien und ins Baltikum
- Beteiligung an Build-to-Rent-Projekten
- Investitionen in Rechenzentren und Life-Science-Campus
Fazit
Die Rekordinvestitionen Israels von 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2025 sind kein Zufall, sondern Ausdruck einer klaren strategischen Entwicklung. Israelisches Kapital ist nicht mehr nur ein Nischenakteur – es ist zu einem festen Bestandteil des europäischen Immobilienmarkts geworden.
Mit institutioneller Stärke, technologischem Know-how und langfristigem Denken wird Israel auch künftig eine bedeutende Rolle auf dem europäischen Immobilienmarkt spielen. Für Europa bedeutet das: Liquidität, Stabilität und Partnerschaft. Für Israel: globale Diversifikation und verlässliche Renditen.