Bewohner der Insel Cumbrae lehnen 100 % Steuer auf Zweitwohnsitze ab

by Victoria Garcia
3 minutes read
Cumbrae Island Faces Backlash Over Second Home Tax

Im Mai 2025 steht die schottische Insel Cumbrae, die zur Verwaltungseinheit North Ayrshire gehört, im Zentrum eines hitzigen Streits zwischen den lokalen Behörden und Immobilienbesitzern. Auslöser ist die Einführung eines 100-prozentigen Zuschlags auf die Gemeindesteuer (Council Tax) für Zweitwohnsitze, die seit April 2025 in Kraft ist. Die Maßnahme, die darauf abzielt, den Wohnraum für dauerhafte Bewohner zu sichern, hat eine Welle der Empörung unter Ferienhausbesitzern und Kurzzeitvermietern ausgelöst.

Die Maßnahme im Überblick

Gemäß der neuen Regelung müssen Eigentümer von Zweitwohnsitzen künftig die doppelte Gemeindesteuer zahlen. Ziel ist es, leerstehende oder nur saisonal genutzte Immobilien stärker zu besteuern, deren Eigentümer zu einer dauerhaften Nutzung oder zum Verkauf an Einheimische zu bewegen und die Zahl der dauerhaft bewohnten Häuser auf der Insel zu erhöhen.

Cumbrae hat einen der höchsten Anteile an Zweitwohnsitzen in Schottland. Rund ein Drittel der Immobilien werden nur zeitweise genutzt – ein Umstand, der die Wohnraumsituation für junge Familien, Fachkräfte und Einheimische erheblich verschärft.

Immobilienpreise im Mai 2025

Die durchschnittlichen Immobilienpreise auf der Insel Cumbrae liegen im Mai 2025 zwischen 170.000 und 190.000 Euro. Die Nachfrage durch Zweitwohnsitzkäufer hat die Preise über Jahre hinweg ansteigen lassen – im Vergleich zu 2020 beträgt der Preisanstieg bis zu 25 %.

Auch die Mieten sind gestiegen. Ferienunterkünfte erzielen in der Sommersaison bis zu 1.000 bis 1.200 Euro pro Woche, während es auf dem Markt für Langzeitmieten kaum verfügbare Angebote gibt – insbesondere im Winter.

Argumente der Befürworter

Die Befürworter der Steuerreform führen mehrere Gründe an:

  • Die Mehreinnahmen sollen in die lokale Infrastruktur investiert werden, etwa in Schulen, Gesundheitsdienste und öffentlichen Nahverkehr.
  • Eigentümer sollen angeregt werden, ihre Immobilien dauerhaft zu vermieten oder zu verkaufen.
  • Eine höhere Belegung ganzjährig führt zu belebteren Ortskernen und einem stabileren wirtschaftlichen Umfeld in der Nebensaison.
  • Die Maßnahme entspricht dem Ziel der Regierung, ländliche Gemeinden nachhaltiger und gerechter zu gestalten.

Kritik und Bedenken

Trotz der sozialen Zielsetzung stößt die Steuermaßnahme auf massive Kritik von Seiten der Eigentümer. Die wichtigsten Gegenargumente lauten:

  • Die zusätzliche finanzielle Belastung sei überzogen, vor allem für Eigentümer, die bereits in ihre Immobilien investiert und das lokale Gewerbe unterstützt haben.
  • Viele Häuser seien gar nicht für den ganzjährigen Gebrauch geeignet – sie verfügen über schlechte Isolierung, alte Heizsysteme oder schwierige Zugänglichkeit im Winter.
  • Der Tourismus ist eine tragende Säule der Inselwirtschaft, und Zweitwohnsitzbesitzer spielen darin eine zentrale Rolle. Eine Überbesteuerung könnte Investoren abschrecken.
  • Die Steuer könnte eine Verkaufswelle auslösen und damit einen Preisverfall auf dem Immobilienmarkt sowie wirtschaftliche Verwerfungen nach sich ziehen.

Reaktion der Behörden

Die Verantwortlichen in North Ayrshire betonen, dass die Steuermaßnahme keine Strafe, sondern Teil einer langfristigen Strategie zur Wiederbelebung der Inselgemeinden sei. Man wolle der Überlastung im Sommer und der Unterauslastung im Winter entgegenwirken und den negativen demografischen Trend stoppen.

Zugleich zeigen sich die Behörden offen für Anpassungen, etwa durch Ausnahmeregelungen für Immobilien, die langfristig vermietet werden. Man will die Auswirkungen der Steuer genau beobachten und bei Bedarf nachsteuern.

Alternative Vorschläge

Im Zuge der öffentlichen Diskussion wurden alternative Ansätze ins Spiel gebracht:

  • Eine stufenweise Einführung des Steuerzuschlags, um Eigentümern mehr Planbarkeit zu geben;
  • Eine Staffelung der Steuer je nach Nutzung: Hauptwohnsitz, saisonale Nutzung, Leerstand;
  • Ein kommunales Rückkaufprogramm, um leerstehende Immobilien für den sozialen Wohnungsbau zu sichern;
  • Gemeinsame Investitionen mit privaten Partnern in den Bau neuer, erschwinglicher Wohnungen für Einheimische.

Fazit

Der Fall Cumbrae zeigt deutlich, dass gut gemeinte wohnungspolitische Maßnahmen auf heftigen Widerstand stoßen können, wenn sie ohne ausreichende Kommunikation oder flankierende Begleitmaßnahmen umgesetzt werden. Die Steuer auf Zweitwohnsitze könnte durchaus zur Lösung von Wohnungsnot und demografischer Schrumpfung beitragen – aber nur dann, wenn sie flexibel gehandhabt und durch gezielte Unterstützungsangebote ergänzt wird.

Im Mai 2025 steht Cumbrae an einem Wendepunkt: Die Insel kann entweder ein Vorzeigebeispiel für nachhaltige Entwicklung ländlicher Regionen werden – oder ein mahnendes Beispiel für die unbeabsichtigten Folgen überhasteter Steuerpolitik.

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