Angesichts des rasanten Wachstums der Elektromobilität in Deutschland und dem wachsenden Druck auf bestehende Ladeinfrastrukturen haben sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und der Energieversorger E.ON zusammengeschlossen, um ein flächendeckendes öffentliches Ladenetz für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Dieses Großprojekt soll die Ladeinfrastruktur in ganz Deutschland erheblich verbessern – insbesondere in Regionen, die bislang unterversorgt sind.
Von der Strategie zur Umsetzung
Die Initiative ist Teil der nationalen Mobilitäts- und Klimastrategie der Bundesregierung. Laut BImA sollen bis Ende 2027 über 1.000 neue Ladepunkte entstehen, vor allem auf bundeseigenen Grundstücken – etwa bei Bundesbehörden, Kasernen, Lagerflächen, Rastplätzen oder Bahnhöfen.
Umgesetzt wird das Vorhaben in Zusammenarbeit mit E.ON Drive, der E-Mobility-Sparte von E.ON. Erste Pilotinstallationen beginnen bereits im Laufe des Jahres 2025.
Fokus auf öffentliche und staatliche Infrastruktur
Ein zentrales Element des Projekts ist die Nutzung bereits vorhandener Bundesliegenschaften. Dies senkt die Investitions- und Genehmigungskosten und beschleunigt den Aufbau erheblich. Ein Sprecher der BImA erklärt:
„Mit unserem bundesweiten Immobilienportfolio können wir eine flächendeckende, verlässliche Ladeinfrastruktur im Sinne der Allgemeinheit aufbauen.“
Geplant sind moderne Schnellladestationen (DC) und normale AC-Ladepunkte, um verschiedene Nutzungsszenarien abzudecken.
Technik und Standards von E.ON Drive
Die neuen Ladepunkte werden höchsten technischen Anforderungen entsprechen – unter anderem mit CCS-Anschluss (Combined Charging System) und Plug & Charge-Funktionalität. Zudem werden sie über die digitale Plattform E.ON Drive steuerbar sein: Nutzer können Ladesäulen finden, reservieren, Ladeprozesse verfolgen und kontaktlos bezahlen.
Ausstattungsmerkmale:
- Schnellladestationen mit 150–300 kW (DC)
- Wechselstrom-Ladepunkte mit 11–22 kW (AC)
- Solarmodule und Batteriespeicher an ausgewählten Standorten
- Zahlung per App oder RFID-Karte
Der Strom an allen Stationen stammt zu 100 % aus erneuerbaren Quellen, entsprechend den Klimazielen von E.ON.
Geografische Schwerpunkte und Ausbauplanung
Obwohl das Projekt bundesweit geplant ist, liegt der Fokus auf ländlichen und suburbanen Regionen, in denen bislang wenige Lademöglichkeiten bestehen. Vorrangig ausgestattet werden:
- Bundes- und Landstraßen
- Gebäude von Behörden, Schulen, Krankenhäusern
- Bahnhöfe, Postzentren und Kasernen
Die ersten 200 Ladestationen sollen bis Ende 2025 in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Niedersachsen entstehen.
Die Rolle der BImA im Transformationsprozess
Als zentrale Verwalterin der Bundesimmobilien unterstützt die BImA nicht nur den Infrastrukturausbau, sondern auch Maßnahmen zur Gebäudesanierung, Photovoltaik-Installation und energieeffizienten Verwaltung.
Dr. Heike Schäfer, Vizepräsidentin der BImA, betont:
„Ohne Infrastruktur keine Elektromobilität. Dieses Projekt ist ein konkreter Beitrag zum Klimaschutz und zur modernen, gerechten Mobilität in Deutschland.“
Finanzierung und Wirtschaftlichkeit
Finanziert wird das Vorhaben über das Bundesprogramm „Deutschlandnetz“, das mit 1,9 Milliarden Euro ausgestattet ist. Für die erste Projektphase mit E.ON stehen etwa 120 Millionen Euro bereit.
Langfristig sollen die Ladestationen wirtschaftlich autark betrieben werden – über Nutzungsgebühren und Verträge mit Fuhrparks und Logistikunternehmen.
Wachstumsimpuls für den E-Mobilitätsmarkt
Die Partnerschaft zwischen BImA und E.ON gilt als wichtiger Meilenstein für den Ausbau der Elektromobilität in Deutschland. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind Anfang 2025 bereits über 1,4 Millionen E-Fahrzeuge registriert. Bis 2030 wird ein Bestand von 15 Millionen angestrebt.
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist entscheidend, um den Hochlauf in der Fläche zu ermöglichen und Versorgungsengpässe im ländlichen Raum zu vermeiden.
Zukunftsperspektiven: Smart Grids und V2G
E.ON plant parallel den Aufbau weiterer Ladepunkte in Wohnquartieren, bei Supermärkten und in Gewerbegebieten. Langfristig sollen die Stationen in intelligente Stromnetze (Smart Grids) eingebunden werden – mit Lastmanagement, Energiespeicherung und flexibler Tarifsteuerung.
Zwischen 2027 und 2030 könnte der Einsatz von bidirektionalen Ladesystemen (V2G) folgen, um E-Autos als mobile Stromspeicher zu nutzen.
Fazit
Das gemeinsame Projekt von BImA und E.ON markiert einen bedeutenden Schritt für eine klimaneutrale, zukunftsfähige Mobilität in Deutschland. Durch die Kombination öffentlicher Flächen mit privater Technologie entsteht ein flächendeckendes, modernes Ladenetz für Elektrofahrzeuge.
Bis 2027 wird Deutschland eines der umfassendsten öffentlichen Ladenetze Europas betreiben – ein starkes Signal für emissionsfreie Mobilität im ganzen Land.