Am 20. November 2024 verabschiedete der Stadtrat von Paris einen wegweisenden bioklimatischen Bebauungsplan (PLU – Plan Local d’Urbanisme), der die städtebauliche Entwicklung für die nächsten 15 Jahre festlegt. Der Plan setzt ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele, definiert die Wohnpolitik neu und verändert, wie und wo gebaut werden darf.
Eine grüne und inklusive Vision für Paris
Der Bioklimatische PLU verankert ökologische und soziale Prioritäten in den Bauvorschriften aller 20 Arrondissements. Ziel ist es, städtische Hitzeinseln zu reduzieren, die Biodiversität zu fördern und den Zugang zu Wohnraum gerechter zu gestalten – in einer Stadt, die seit Langem mit hoher Dichte und mangelnder Erschwinglichkeit kämpft.
Wohnungsreformen: Von Airbnb-Verboten bis zu 40 % öffentlichem Wohnraum
Die Stadt plant, den Anteil des öffentlichen Wohnraums bis 2035 auf 40 % des gesamten Wohnungsbestands zu erhöhen, darunter 30 % Sozialwohnungen. In benachteiligten zentralen und westlichen Stadtteilen müssen künftig 50 % aller Neubauten für sozialen Wohnungsbau vorgesehen werden. Rund 800 untergenutzte Grundstücke, viele davon derzeit als Büroflächen ausgewiesen, sollen in Wohnraum umgewandelt werden.
Zur Förderung von Wohneigentum unterstützt der PLU das Modell des BRS (Bail Réel Solidaire), bei dem Grund und Gebäude getrennt sind, um Einstiegskosten zu senken. Neue Kurzzeitvermietungen – etwa über Airbnb – sind in überlasteten Vierteln verboten.
Aktuelle durchschnittliche Immobilienpreise in Paris (4. Quartal 2024):
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- Arrondissement: 13.460 €/m²
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- Arrondissement: 12.420 €/m²
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- Arrondissement: 12.390 €/m²
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- und 10. Arrondissements: ca. 7.800 €/m²
- Stadtweiter Durchschnitt: 9.470 €/m²
Begrünung der Stadt: Parks, Bäume und entsiegelte Flächen
Der Plan sieht die Schaffung von 55 Hektar neuer öffentlicher Parkflächen vor – als Teil eines übergeordneten Ziels von 300 Hektar bis 2040. Zu den wichtigsten Projekten zählt ein 25 Hektar großer Grüngürtel in den Arrondissements 18 und 19. Bestehende Grünflächen stehen nun unter gesetzlichem Schutz, und bis 2050 müssen 40 % der öffentlichen Flächen entsiegelt – also in durchlässige Böden umgewandelt – werden.
Auf privaten Grundstücken über 150 m² dürfen künftig nur noch 35–40 % der Fläche bebaut werden, um natürliche Versickerung zu ermöglichen und Hitzeinseln zu reduzieren. Außerdem will die Stadt 100.000 Straßenbäume erfassen und unter Schutz stellen.
Baugrenzen: Keine Hochhäuser mehr
Der PLU setzt die historische Höhenbegrenzung für Neubauten auf 37 Meter (etwa 12 Stockwerke) wieder in Kraft. Abriss ist stark eingeschränkt – stattdessen werden Renovierung und Umnutzung bevorzugt. Neue Gebäude sollen vorrangig aus biobasierten Materialien wie Holz oder Stein errichtet werden; reine Betonbauten sind künftig untersagt.
Großprojekte müssen zudem:
- Erneuerbare Energien vor Ort erzeugen
- Solarpanels oder begrünte Dächer installieren
- Auf externe Klimaanlagen verzichten und passive Kühltechniken einsetzen
Auswirkungen auf Stadtteile: Lokale Projekte nehmen Form an
Jedes Arrondissement erhält einen eigenen Umsetzungsplan. Beispiele:
- Val-de-Grâce (5.): Gemeinschaftsgarten
- Champs-Élysées (8.): Sozialwohnungsbau
- Bercy–Charenton (12.): ökologisch gemischtes Quartier
- Îlot Fertile (19.): Dachfarmen und nachhaltiges Wohnen auf alten Bahnanlagen
Reaktionen auf dem Markt: Zwischen Hoffnung und Zurückhaltung
Die Bevölkerung und Umweltverbände unterstützen den PLU weitgehend. Immobilieninvestoren und Projektentwickler äußern jedoch Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit und steigender Kosten. Insbesondere Büroimmobilien in Spitzenlagen könnten an Wert verlieren, da neue Anforderungen an Mischnutzungen gelten. Entwickler müssen mit Sozialwohnungsanbietern kooperieren oder ihre bestehenden Büroflächen neu denken.
Gleichzeitig wächst das Interesse an nachhaltiger Stadtentwicklung. Anleger mit Fokus auf Green Finance und Umnutzungspotenzial sehen im PLU Chancen durch klare Regeln und gezielte Anreize.
Ausblick
Der PLU Bioclimatique ist die bislang ambitionierteste Stadtentwicklungsstrategie von Paris. Sie steht für ein niedriges, sozial inklusives und klimaresilientes Bauen. Mit der endgültigen Genehmigung im Jahr 2025 prägt der Plan bereits jetzt Bauanträge und Projektentwürfe.
„Das ist ein Fahrplan für die nächsten 15 Jahre. Paris verpflichtet sich gleichzeitig zu Gerechtigkeit, Ökologie und Eleganz“, so ein leitender Stadtplaner.